Weingut Greif

Die Saar !

Die Saar, ein Nebenfluß der Mosel, ist an ihrem Unterlauf zwischen Serrig und Konz (lat. Confluenta - Zusammenfluß in die Mosel) eines der qualitativ bedeutendsten Riesling Anbaugebiete. Insgesamt 1561 Hektar, überwiegend Riesling, standen 1994 im Ertrag. 1996 sank die Rebfläche auf 1480 ha. 1994 wurden an Saar und Ruwer 136.675 hl Wein geerntet. 1995 waren es 121.295 hl bei einem Durchschnittsertrag von 82 hl/ha. Im Gegensatz zur Mosel liegen die wichtigsten Lagen der Saar in den Seitentälern mit reinen Südhängen und nicht direkt an der Saar selber. Im Gegensatz zur Mosel, wo die Betriebe mit sehr zersplitterten Weinbergsparzellen arbeiten müssen, eine Folge der unseeligen Erbteilungen, sind an der Saar noch Betriebe mit großen zusammenhängenden Weinbergen zu finden. Die Erbteilung, eine direkte Folge des damals geltenden Codex Napoleon hatte die Betriebe zersplittert. Güter, die wie unseres in der Höferolle eingetragen waren und damit dem Majoratsrecht unterstanden (Reichs-Erbhofgesetz), durften nur ungeteilt an den jeweiligen Haupterben übergeben werden.Unser Betrieb ist in der beneidenswerten Lage, noch die Originallagen (echte Weinberge) des vorigen Jahrhunderts zu bewirtschaften.

Mit zu einem Problem des deutschen Weines überhaupt wurde die Ausweitung der Rebflächen in Gebiete, in denen Reben früher nicht standen - es wurde erst durch das 1971er Weinbaugesetz möglich, daß bis dato namenlosen Kartoffeläckern der Status von Lagennamen (Großlagen) zuerkannt wurde. 3 Zahlen verdeutlichen diese verhängnisvolle Entwicklung : 1964 war die gesamte Rebfläche 66.685 ha, stieg bis 1974 auf 86.436 ha an und erreicht heute (1997)106.205 ha. Die Zahl der von der Natur begünstigten Weinlagen hat sich natürlich nicht vermehrt. Wie denn auch ? Zurück zur Saar :

Die Saar hat einige wesentliche klimatische Besonderheiten aufzuweisen, die für die Weinqualität verantwortlich sind :

Bedingt durch die kühle Witterung kommt es zu sehr langsamen Reifeverläufen. Hier kann der Riesling seine physiologische Vollreife erhalten, ohne zuviel Zucker gebildet zu haben. Vollreife Weine, die ihre ganzen Bouqetstoffe und Fruchtsäuren entwickelt haben, kommen selten über 12 vol % Alkohol. Bedingt durch die kühle Witterung behalten unsere Weine einen guten Teil der natürlichen Fruchtsäuren - und gerade die Säure gibt dem Wein das Rückgrad, um ihn über Jahre hinweg reifen lassen zu können.

Mittlere Temperatur / Sonnenschein Stunden / mm Niederschläge

  8,5 / 164 / 45 : April
12,6 / 204 / 67 : Mai
15,8 / 204 / 70 : Juni
17,3 / 210 / 71 : Juli
16,7 / 189 / 78 : August
14,0 / 153 / 60 : September
  9,5 / 102 / 56 : Oktober

Rebenphänologische Daten im langjährigen Mittel

30. April - Austrieb
28. Juni - Vollblüte
30. August - Reifebeginn ( = 30 Grad Oechsle)
13. Oktober - Lesebeginn
20. Oktober - Hauptlese

Reifeverlauf Riesling an Mosel Saar Ruwer 1994 und 1995

Kontrolle       Grad-Oechsle    Säure g/l       Kontrolle       Grad-Oechsle    Säure g/l

22.08.94        28              35,2            21.08.95        23              36,8
29.08.94        40              28,5            28.08.95        27              22,8
05.09.94        52              23,1            04.09.95        36              31,6
12.09.94        58              19,7            11.09.95        49              25,2
19.09.94        63              16,7            18.09.95        55              21,4
26.09.94        69              15,8            25.09.95        62              18,8
04.10.94        74              14,0            02.10.95        69              17,4
10.10.94        75              14,4            09.10.95        73              15,8
17.10.94        83              13,3

Lesebeginn : 4.10.94                            Lesebeginn : 9.10.95

Durch die niedrigen Temperaturen kommt der Riesling sehr spät in die Reife. Damit der Riesling im Oktober (bei 9,5 Grad Celsius Durchschnittstemperatur) überhaupt noch ausreifen kann, muß er auf Hängen wachsen, die im Spätherbst mit der Sonneneinstrahlung einen rechten Winkel bilden. Das ist bei Hangneigungen zwischen 45 und 55 Grad der Fall. In diesen Hängen herrschen dann die gleichen Energieverhältnisse, wie wenn dieser Hang eine Flachlage 700 Kilometer weiter südlich wäre. In diesen Steilhängen - und nur dort - herrschen Belichtungsverhältnisse wie in Bordeaux ! Eine Erzeugung von Spitzenrieslingen ist in Flachlagen unmöglich. Leider kommt die überwältigende Mehrheit des Weinangebotes von Mosel Saar Ruwer von qualitativ ungeeigneten Flaschlagen, die zudem überwiegend mit Müller Thurgau bestockt sind, den man heute "Rivaner" nennt.

Nicht ohne Grund sagen viele Weinfreunde, daß die besten Rieslinge der Welt aus Deutschland kommen, die besten Rieslinge Deutschlands an Mosel-Saar-Ruwer wachsen und die besten Moselweine von der Saar kommen. Tatsache ist, daß sich die Saarweine durch eine besonders stahlige Fruchtsäure auszeichnen, blaßfarben sind und eine große Komplexität erreichen. Horst Dippel schreibt in seinem lesenswerten Weinlexikon : "Doch in guten und besseren Jahren vollbringen sie wahre Wunder und erreichen in ihrer geradezu filigranen Zartheit bemerkenswerte Komplexität, Ausdruckskraft und Eleganz, die sie zu Recht den größten Weißweinen der Welt vergleichbar machen."

Wenig bekannt ist in diesem Zusammenhang, daß die großen Saar Rieslinge eine ähnliche Reifekurve wie ein guter Cru Classé aus dem Médoc haben. Sie sind am besten zwischen dem 7. und dem 15. Lebensjahr. In ihrer Jugend bis zu 2 Jahren bestechen diese Weine durch die primären Fruchtaromen - dann entwickelt sich langsam das Sekundärbouquet - die Petrolnoten kommen. Wir selber bevorzugen die Weine in der jugendlichen Frische, mit der natürlichen Gärungskohlensäure, die die Weine etwas "spritzig" macht. Aber ein großer gereifter Saar Riesling zählt schon zu den Höhepunkten in der internationalen Weinwelt. Paradoxerweise kennt der deutsche Weinfreund diese Weine zu wenig. Auf Grund der hervorragenden Alterungsfähigkeit geben wir auch allen unseren Weinen eine 7 jährige Qualitäts-garantie mit, für Spätlesen aufwärts sogar 10 Jahre - wo gibt es das noch ?

Um die Jahrhundertwende waren die Saarweine und besonders der bedeutendste Vertreter die teuersten Weine der Welt - sie wurden höher gehandelt als die Premier Crus aus dem Medoc und waren im Preis einem Montrachet vergleichbar. Alte Preislisten verdeutlichen die Wertschätzung, die man diesen Weinen früher entgegengebracht hat. Unser Anliegen ist, Ihnen diese Weine in Ihrer Komplexität näher zu bringen.

Wenn ich Ihnen Fragen zum Wein, zum Weinbau oder ganz einfach zu unserer Gegend beantworten kann, lassen Sie es mich wissen. Sie erreichen mich mit eMail.

Herzliche Grüße - Ihre Familie Greif