Einleitung
Deutschland besitzt mit 23.139 ha (1995, 30 ha weniger als 1994) mit Riesling bepflanzter Rebfläche das grösste Anbaugebiet der Welt. 1964 waren 17083 ha und 1974 18521 ha angepflanzt. Mit Erfolg wird der Riesling noch in Frankreich (Elsaß) und Österreich (Wachau) und in Italien (Südtirol) angepflanzt. Australischer und kalifornischer Riesling sind ebenfalls bekannt.
Herkunft
Die Herkunft der Sorte ist unbestimmt. Einige glauben darin schon eine Plinius bekannte Sorte (ammineische Rebe) zu entdecken - andere meinen, daß König Ludwig der Deutsche (843 - 876) die Sorte am Rhein pflanzen ließ und wieder andere Wissenschaftler sehen im Riesling eine Variation der germanischen Wildrebe Vitis vinifera var. silvestris. Urkundlich sind die ersten Erwähnungen 1430 und 1511. Eine der ältesten Lagen in Weißenkirchen / Österreich trägt seit dem 13. Jahrhundert den Namen Ritzling.
Sortenmerkmale
Triebspitze offen, gelblich grün, stark weisslich behaart mit leicht rötlichem Anflug. Blatt mittelgroß, rundlich, fünflappig, wenig gebuchtet, stumpf gezähnt. Holz hellbraun, dunkel punktiert, leicht gerieft (Rissling!). Traube klein bis mittelgroß. Beere klein bis mittelgroß, rund grüngelb, bei Besonnung auch gelbbraun, schwarz punktiert (Russling!), schwaches Bukett. Austrieb mittelspät bis spät. Blütezeitpunkt spät bis sehr spät. Blühfestigkeit mittel. Reife spät bis sehr spät. Wuchs kräftig. Ertrag mittel. Holzreife sehr gut.
Ansprüche an Lage und Boden
Von allen Sorten, die wir kennen, stellt der Riesling die höchsten Ansprüche an die Lage. Nur wenn ausreichend Wärme vorhanden ist, erreichen die Trauben ihre Vollreife. Er lässt sich in unseren Breiten nur in 1a Südwest- bis Südostlagen anbauen. Südwestlagen sind höherwertig als Südostlagen, da die leichte Drehung nach Westen mehr von der warmen Nachmittags und Abendsonne einfängt. Leicht erwärmbare Gesteinsböden - Schiefer - liebt er besonders. Eine Spitzenlage wird in Deutschland als "Rieslinglage" bezeichnet. Die Bodenansprüche sind niedrig, karge und hungrige Böden sind für den Riesling optimal. Die steinigen, nach Süden ausgerichteten Schiefersteilhänge an Mosel Saar und Ruwer sind der ideale Boden den Riesling.
Reife
Von allen Ertragssorten hat der Riesling die späteste Reife. In südlichen Gebieten Deutschlands Anfang Oktober, in den nördlichen Gebieten nicht vor dem 15. Oktober und bei uns beginnt die Hauptlese immer erst Ende Oktober. Die besten Rieslinge lesen wir in der Regel Anfang November.
Qualität
In guten Lagen erreicht der Riesling im Durchschnitt 80 Grad Oechsle bei einer Säure zwischen 10 und 15 Promille (Gramm / Liter). In Spitzenlagen erreicht der Riesling bei gesundem Lesegut 90 bis 95 Grad Öchsle. Beeren- und Trockenbeerenauslese klettern auch über 200 Grad Oechsle. Die Säure ist das Rückgrat des Riesling. Sie ist wichtiger Qualitätsbestandteil und verleiht diesem Wein seine unnachahmliche filigrane und interessante Struktur. Die Säure ist beim Riesling das am meisten "missverstandene" Element. Nur ein Wein mit einer ausreichenden Fruchtsäure hat die Substanz über Jahre hinweg zu Reifen. Dabei baut die Säure langsam ab und der Wein wird weicher. Ein guter Riesling schmeckt niemals sauer - nur geringe Weine aus schlechten Lagen bringen ausser einer hervorstechenden Säure nichts auf die Zunge.
Wein
Eine der bemerkenswertesten Weinsorten - Variantenreich wie keine andere. Kennzeichen der Rieslingweine ist ihre feine Rasse und Eleganz. Schoonemaker betont, daß der Riesling die feinsten und fruchtigsten Weißwein hervorbringt. Es ist die vielseitigste Rebsorte, die wie keine andere auf Terroir reagiert. Der Riesling in seiner positiven Ausprägung ist mit Sicherheit der anspruchsvollste und hochwertigste Weisswein. Leider wird der Weinfreund mit zuviel schlechten Rieslingen zu Ramschpreisen überschüttet - es ist schwer, den Riesling in einer wirklichen Klasse zu finden - und leider auch nicht billig. Heute ist die Hauptsorte der Weisse Riesling - um die Jahrhundertwende wurde auch noch der gelbe Riesling gepflegt. Wir besitzen noch im Wiltinger Gottesfuss eine Parzelle mit wurzelechtem Gelben Riesling aus der Zeit vor der Jahrhundertwende.